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Platzhirsch

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Platzhirsch

Einsam steht er auf der weiten Wiese und lässt den Blick gefällig übers nahe Rudel schweifen: Der Platzhirsch. Groß und stark und ein bisschen strenger riechend als unbedingt nötig. Es kann kein Zufall sein, wenn sich eine Fußball-Mannschaft diesen Namen gibt. Isses auch nicht. Es ist blanke Absicht. Wer die morschen Knochen in die finale Ü 35-Liga spazieren trägt, hat schon unter vielen Namen gespielt, vielleicht sogar gelitten. Namen, die oft der großen Welt der Kicker entlehnt sind und gerne als Zeichen überbordender Witzigkeit das Original veräppeln. Das hatten wir auch schon.

Jetzt also Platzhirsch. Natürlich ohne Artikel, da sich die Frage nach dem Geschlecht schon aus Respekt verbietet. So was kann sich nur eine Mannschaft trauen, die cojones hat, wie es der leichtklötige Spanier mit einem Griff in den Schritt sagt. Trotz durchaus vorhandener Schwächen, wie selten ansprechender Technik, minimalem Lungenvolumen und gelegentlichen Nebenwirkungen rezeptpflichtiger Arzneimittel, haben wir schon alles gewonnen. Turniere, Pokale, Meisterschaften. Das geht nur, wenn sich das großmäulige Rudel zusammenreißt als wären sie eins.

Nur Fehler bleiben individuell. So ziemlich die einzige Individualität, die wir in jedem Spiel pflegen, ja sogar verbessern. Man soll nie aufhören sich zu entwickeln. Machen die Jüngeren und Agileren auf dem Platz auch die Kilometer, wir schwitzen aus sportlicher Loyalität mit, aber: gefühlt bleiben wir stehen. Mit einem geradezu Heesterschen Erfahrungsschatz gesegnet, denken wir uns die 47 ersten Meter und laufen nur die letzten drei aktiv mit. Stellungsspiel kommt ja schließlich vom Stehen. Das ist die Souveränität eines echten Platzhirsches.

Deshalb foulen wir auch nicht. Sollte es dennoch zu einem flüchtigen Kontakt kommen, ist dies allein einer verzögerten Reaktionszeit geschuldet, nie der Unsportlichkeit. Einen Platzhirsch kratzt es auch nicht, wenn sich unbeherrschte Oral-Dynamiker in ihrer Verzweiflung zu Beschimpfungen hinreißen lassen. Lächeln, umdrehen, weiterkeifen lassen. Wir müssen uns nicht mehr aufregen, wir haben Blutdruck. Mit einem Durchschnittsalter, das der ersten Reihe bei einem Heino-Konzert entspricht, liegt die nächste Hürde in der Schwelle zum Seniorenstift. Doch bis dahin werden wir kämpfen, rackern und schwitzen - im eigenen wie auch im fremden Revier.

Und wenn es dann doch mal anheim fällt, uns auf neutralem Boden zu suchen, so findet man den Platzhirschen namensgerecht in eben solchem. Für den Weidesunkundigen, der hier ob dieser Formulierung in die Runde umherschaut und den eigenen fragenden Blick in fremden Augen wiedergespiegelt findet, sei auf http://www.platzhirschen.de verwiesen. Schließlich muß unsereins auch mal an die Tränke und sei es nur um manchem Junghirsch bei der Flüssigkeitsaufnahme von eigenen besseren Taten aus der Vergangenheit zu berichten, Einverständnis des anderen nicht unbedingt vorausgesetzt...


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